Evangelische Kirchengemeinde
Essen-Altstadt

Oratorium Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy

In der Erlöserkirche Essen

Ein Großaufgebot musikalischer Kräfte wurde am 24. und 25. September in der Erlöserkirche Essen bejubelt. Grund der Begeisterung waren die gelungenen Aufführungen des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mendelssohn hat an diesem Werk über elf Jahre gearbeitet. Es zeigt ihn als einen Menschen voller schwankender Gefühlsregungen, hoffend, leidend, aber auch resolut packend. Für die Aufführung wünschte sich Mendelssohn „recht dicke, starke, volle Chöre“. Diesem Wunsch folgte KMD Stefanie Westerteicher mit der Kantorei, dem Kammerchor und der Jugendkantorei der Auferstehungskirche: eine Herausforderung bezüglich einer individuellen Erarbeitung eines solch großen Werkes. Diese Zusammenführung der Chöre (100 Chormitglieder) jedoch verschmolz zu einem erstaunlich homogenen Klang. Genauigkeit und Ausdrucksstärke zogen sich durch das gesamte Werk.

Der Chor verkörpert das Volk Israels, die Baal Priesterschaft und auch den Chor der Seraphim. Die so viel geforderte Chorgemeinschaft sang gut geführt, anpackend und gut verständlich mit einer frischen Leichtigkeit, voll alttestamentarischer Wucht und Bildergewalt und trug so maßgeblich zum Erfolg der Aufführung bei. Besonders hervorzuheben ist die Leistung der Jüngsten: auch die gerade einmal elfjährigen Mädchen der Jugendkantorei sangen das über zweistündige Werk komplett mit und glänzten bei dem Terzett „Hebe deine Augen auf“ mit engelsgleichem Klang. Desgleichen überzeugte die junge Solistin Mathilda Rickmann mit ihrer Knabenpartie.

Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen lobte in seiner Ansprache das besondere Engagement von Kirchenmusikdirektorin Stefanie Westerteicher, der es auch in schwieriger Coronazeit gelang, nicht nur die Chöre beisammenzuhalten, sondern auch zahlreiche Neuzugänge zu verzeichnen.

Harald Martini verlieh dem alttestamentarischen Elias mit kräftigem und flexiblem Bassbariton in Anrufen zum Gebet, in Drohungen wie in Verzweiflung würdige Gestalt: er interpretiert textverständlich und besticht in den aufbrausenden Passagen über die notwendige bassreiche Grundierung. In den Arien gibt er einen Einblick in die Seele des Elias, wie etwa in der Arie „Es ist genug“. Neben Harald Martini sangen die Sopranistin Judith Hoffmann, Elvira Bill (Alt) und der Tenor Corby Welch (Tenor). Sie bildeten ein homogenes Ensemble, mit fein aufeinander abgestimmten Stimmen, jeder mit ganz persönlicher Hingabe im Einklang mit der von ihm zu gestaltenden Rolle. Sie wurden einfühlsam von einem großen Orchester mit Mitgliedern der Essener Symphoniker begleitet. Mächtig strahlend und ausgeglichen zwischen Bläsern und Streichern in Tutti-Passagenden, ein stützender Partner im Dialog mit den Chören in den aufbrausenden wie stillen Passagen.
Das Publikum in der voll besetzten Erlöserkirche bewunderte die Leistung aller Beteiligten unter der Dirigentin Stefanie Westerteicher und feierte „ihren“ Elias mit ausdauerndem Beifall.

Am Tage zuvor konnten über 170 Zuhörer die spannende Elias-Vertonung in einer moderierten Kurzform von Ulrike Schwanse samt allen musikalisch Beteiligten hören.

- Hans-Joachim Meyer-Pohrt -